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Hochschulfabriken, nein Danke.

Das Wesen einer Fabrikation ist, Produkte von hoher und stets gleichbleibender Qualität herzustellen. Gut so. Strommessgeräte müssen, auch wenn Millionen davon hergestellt werden, bei einem Praxistest stets die gleichen ablesbaren Volt-, Watt- oder Ohm-Werte anzeigen.


Gastbeitrag von Meinrad Müller

Selbst die Werkstoffe, mit denen die beispielhaft genannten Strommessgeräte hergestellt werden sind genormt. Das verwendete Kupfer, die Microchips, die Drähte etc. gelangen erst nach intensiver Analyse in die Produktion, damit der künftige Benutzer, sei er in Simbabwe oder Berlin-Tempelhof die richtigen Werte zu ermitteln in der Lage ist.

Und doch unterscheiden sich weltweit selbst Strommessgeräte, weil diese nicht von Robotern sondern von Menschen, die nur schwer normierbar sind, erfunden wurden. Und kaum ist ein überlebenswichtiges MRT-Medizingerät im Einsatz, kommt eine neue Generation auf den Markt, weil weitere kluge Köpfe Verbesserungsvorschläge einbrachten.

Dennoch scheint der Drang vorzuherrschen, auch Menschen nach einem politisch korrekten Muster prägen zu wollen. Prägen hat in vielen Bereichen Vorteile. So soll eine geprägte 1-Euro-Münze ihre Gestalt beibehalten und nicht etwa nächstentags 1,50 Euro anzeigen. So soll auch ein Bachelor- oder Masterabschluss, ob in Bogota oder Paris erarbeitet, international kompatibel in das Räderwerk der Konzerne passen.

Doch die Erfahrung zeigt, dass dem nicht so ist. Warum? Weil wir es hier mit Menschen und nicht mit Werkstücken zu tun haben.

Es ist kläglich wenn Direktoren einer Hochschule, wenn Eliten, die in intellektueller und ethischer Hinsicht Vorbilder sein sollten, solch einer fixen Idee folgen. Einem Trend, der von einer Politikeria getrieben wird, die in akademischer Hinsicht eher durch fragwürdige Doktorarbeiten von sich reden macht als durch schöpferische Spitzenleistungen.

Schöpferische Spitzenleistungen entspringen individuellen und persönlichen, statt normierten Eigenschaften. Grundlage für jedwede Fortentwicklung ist eine Geisteshaltung, die auf Freiheit fußt. Doch selbst die Freiheit der Lehre ist zunehmend in Gefahr, gilt es doch Fördermittel zu erlangen, die von der politisch korrekten Klasse vergeben werden. Die Freiheit des Denkens kann jedoch nur dann neue Türen öffnen, die nicht durch klassenkämpferische Maßnahmen zugenagelt sind.

Kommt diese Erkenntnis zu spät? Nach 20 Jahren Forschung auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, die vornehmlich in USA betrieben wurde, haben deutsche Politiker nun auch die Notwendigkeit erkannt und pumpen Milliarden in dieses Vorhaben, um fortschrittlichen Ländern hinterherzuhecheln.

Doch selbst auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, so wie sie genannt wird, ist wenig künstlich. Kurz zusammengefasst, sind diese Supercomputer einfach in der Lage, große Datenmengen in Millisekunden zu durchforsten.

Früher nannte man einen Menschen, der Goethes Werke „im Kopf“ hatte, einen klugen Kopf. Er war in der Lage, bei neuen gesellschaftlichen oder persönlichen Problemen, spontan auf einen Fundus von Lösungen zurückzugreifen, ohne erst in Werken blättern zu müssen. Das kann heute ein Computer besser und wir können und dieser Geräte bedienen.

Jack Ma, der Gründer des weltgrößten Industriemarkplatzes Alibaba, rät dazu, nicht Dinge zu lehren, welche Computer besser können. Sein Credo lautet: ihr seid heillos unterlegen. Dennoch ist unsere Bildungstheorie tendenziell darauf ausgerichtet, normiertes, weil leicht abfragbares Wissen zu vermitteln. Die Neurowissenschaft hat aber ermittelt, dass fünf Jahre nach dem Abitur, nur noch zehn Prozent des Gelernten abrufbar sei.

Auch die sogenannte Künstliche Intelligenz scheint an ihre Grenzen zu stoßen. Mit ihrer Hilfe ist es beispielsweise möglich, ein neues Röntgenbild mit 100.000 bereits „befundeten“ Röntgenbildern in Sekunden zu vergleichen, um eine sicherere Diagnose zur Unterstützung der Ärzte anzubieten. Ein erfahrender Röntgenologe erinnert sich vielleicht an 1000 ähnliche Fälle, keinesfalls aber an 100.000, die von seinen Kollegen zusammengetragen wurden.

Was die Künstliche Intelligenz allerdings nicht kann, ist Begierden zu implementieren. Menschen hingegen haben Vorstellungen, Begierden und Ziele, die noch in keiner Datei normiert abgelegt sind. Computer haben keine eigenen Wünsche. Sie sind nur Maschinen, die auf Befehle warten.

Und genau hier ist der frei denkende Mensch gefragt, der Dank einfühlsamer Lehrer, einen weiten Blick entwickelt hat, der zu schöpferischen Leistungen befähigt.

Das ist jedoch was die Welt braucht, Millionen von Menschen, die über den Tellerrand zu denken befähigt sind. Zwar ist das Einnisten in genormte Strukturen bequem, werden diese doch von ebenso genormten Führungskräften geleitet, die hervorstechende Leistungen wie mit dem Rasenmäher zu unterdrücken suchen.

Die Anpassung an genormte Denkmuster ist der Tod jeglicher Fortentwicklung.

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