Wir brauchen „Mut zur Wahrheit“, um die Ursachen des Handwerkermangels zu erkennen.
Dr. Götz Frömming (AfD):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die letzte Rednerin erzählt uns, was Sie noch alles vorhaben.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ihr Vorredner hat dann natürlich auch zurückschauend sich selbst loben müssen, was nicht alles schon damals getan wurde. Aber, meine Damen und Herren, die Realität ist eine andere, und es ist eine bittere.
Im Jahr 2020 verfügten nach den Daten des neuen Mikrozensus in Deutschland bei den jungen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren 15,5 Prozent, hochgerechnet etwa 2,33 Millionen, über keinen Berufsabschluss. Gleichzeitig teilt uns der Zentralverband des Deutschen Handwerks mit: Rund eine Viertelmillion Menschen könnten sofort bei uns anfangen. - Und im ländlichen Raum wird eine Berufsschule nach der anderen geschlossen, mit fatalen Folgen. Meine Damen und Herren, was läuft da eigentlich schief?
Wir teilen - vielleicht wird Sie das freuen, Herr Albani - Ihre Analyse in weiten Teilen und können auch etliche Ihrer Empfehlungen mittragen, weil Sie uns in weiten Teilen an das erinnern, was wir schon in der letzten Legislaturperiode zur beruflichen Bildung hier vorgetragen und gefordert haben. Damals haben Sie das natürlich alles noch zusammen mit Ihrem früheren Koalitionspartner abgelehnt.
Zum Antrag der Linken nur ganz kurz: Die Analyse ist auch überwiegend richtig. Aber Ihre Lösungsvorschläge gehen für uns zumindest dann zu sehr in eine planwirtschaftliche Richtung, die wir natürlich nicht mittragen können.
Allerdings, meine Damen und Herren, es wirkt schon kurios, wenn die CDU/CSU in ihrem Antrag nun ganz richtig erkennt, dass die Bologna-Reform, die ja dazu geführt hat, dass noch mehr junge Menschen an die Universitäten
streben und dort nicht nur den Bachelor, sondern auch den Master anstreben, auch mitursächlich ist für den Niedergang der beruflichen Bildung.
(Stephan Albani (CDU/CSU): Das habe ich mit keinem Wort gesagt!)
Das ist richtig, meine Damen und Herren. Aber man fragt sich dann schon: Warum haben Sie denn diese Bologna-Reform die ganze Zeit mitgetragen? Also hier sind doch dringend Reformen notwendig.
(Beifall bei der AfD)
Meine Damen und Herren, der rosa Elefant ist doch ein ganz anderer, und über den müssen wir heute ja auch mal sprechen. Es ist doch so: Weil inzwischen ganz viele Abitur haben - in den Großstädten ist es schon mehr als die Hälfte -, glaubt auch jeder, er müsse studieren und könne alles werden. Das, meine Damen und Herren, ist aber letztlich nichts anderes als eine Lüge und Heuchelei. Es kann eben nicht jeder alles werden.
Es ist ein bisschen so wie im Sport: Wenn man jemandem, der vielleicht kurze Beine hat, sagt: „Du kannst den Marathon gewinnen“, ja, dann wird er das vielleicht eine Weile glauben, aber er wird scheitern. Und das Gleiche machen Sie im Bildungsbereich: Sie versprechen jungen Menschen das Blaue vom Himmel, tun so, als seien alle gleich, und das führt dazu, dass junge Menschen sich mitunter jahrelang quälen, weil es niemanden mehr gibt, um sie frühzeitig richtig zu beraten.
(Beifall bei der AfD)
Meine Damen und Herren, wenn heutzutage ein Lehrer beispielsweise den Kindern sagt: „Für dich ist das Gymnasium nicht der richtige Weg“, was passiert denn dann? Er hat schon am nächsten Tag ein Gespräch beim Direktor, oder die Eltern stehen mit dem Anwalt vor der Tür. Da, meine Damen und Herren, liegt das eigentliche Problem. Hier müssen wir dringend umsteuern. Wir brauchen den Mut zur Wahrheit. Wir müssen unser dreigliedriges Schulsystem wieder stärken. Denn das ist die Kehrseite des Handwerkermangels: dass wir schlichtweg zu viele Akademiker haben, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der AfD)
Ich komme zum Schluss. Es gibt natürlich noch einen weiteren Grund, den Sie hier auch berücksichtigen müssen. Das ist die Fehlsteuerung in der Zuwanderung. Wir sehen leider, dass der Großteil der jungen Menschen mit Migrationshintergrund es immer noch viel, viel schwerer hat, in einem Beruf zu landen. Auch darüber müssen wir mal sprechen, meine Damen und Herren. Es ist ein weiterer rosa Elefant, der im Raum steht. Haben Sie den Mut, mit uns mal darüber zu reden!
Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der AfD)
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