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Shutdown-Krise: Öffentlicher Rundfunk befragt AfD-Politiker, aber bringt davon nichts


Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage haben mich Journalisten von ZDF und ARD zum Thema Schulen in der Corona-Krise interviewt, aber dann nichts gebracht. Warum?

Im ersten Fall habe ich dem ZDF ein ausführliches Interview unter anderem zum Thema Maskentragen in der Schule gegeben. Gesendet wurde davon (heute journal am 9.8.) nichts. Man habe sich „überkauft“ hieß es in einer ansonsten sehr freundlichen Entschuldigung der Redakteurin.

Nun hat mich Report Mainz (ARD) zum Thema Fern- und Präsenzunterricht in Zeiten der Corona-Krise befragt. Leider passte unsere alternative politische Position aber wohl auch hier nicht ins Konzept der Sendung.



Stattdessen kamen die üblichen Digitalisierungslobbyisten der FDP und Tarnvereine der Softwareindustrie ausführlich zu Wort. Aber sehen und lesen Sie selbst:


1. Wie bewerten Sie diese Ergebnisse?


Dr. Frömming: Die Ergebnisse überraschen mich überhaupt nicht. Sie sind Ausdruck eines kollektiven organisatorischen Versagens auf allen Ebenen. Es war von Anfang an eine Utopie, Präsenzunterricht durch digitale technische Mittel ersetzen zu wollen. Zu lange hat man vor allem auf diese Möglichkeit gesetzt und dabei anderes vernachlässigt.


2. Wie schätzen Sie die Verantwortung der Kultusministerien ein?


Dr. Frömming: Die Kultusministerien tragen zweifelsohne die Hauptverantwortung an der Misere. Sie waren viel zu lange mit sich selbst beschäftigt. Sie haben keine gemeinsame Strategie entwickelt, zu spät und falsch reagiert. Lehrer, Schüler und Eltern hat man weitgehend alleine gelassen.

Die Zeit der Schulschließungen wurde nicht ausreichend genutzt, um die Schulen technisch und personell auf einen Stand zu bringen, der angemessen wäre. Noch immer sind viele Schultoiletten in einem menschenunwürdigen Zustand.

Auch die prekäre Personalsituation an den Schulen müssen sich die Kultusministerien anrechnen lassen. Schon vor der Shutdown-Krise war bekannt, dass tausende Lehrer fehlen. Dieser Mangel wird nun durch die coronabedingten Ausfälle von älteren Kollegen oder Lehrern mit Vorerkrankungen zusätzlich verschärft. Das führt dazu, dass es nicht möglich ist, die Lerngruppen zu verkleinern, da hierzu das nötige Personal fehlt.


3. Sind unsere Schulen in Deutschland ausreichend bzw. besser vorbereitet auf einen erneuten Lockdown als noch im März?


Dr. Frömming: Nein. An zahlreichen Schulen sind zwar große Anstrengungen unternommen worden, die man auch anerkennen muss. In der Breite betrachtet sind die Schulen allerdings nicht ausreichend vorbereitet. Es fehlen Räume, es fehlt Personal und es fehlen geeignete Unterrichts- und Hygienekonzepte.


4. Wurde die Zeit ausreichend genutzt, um die Schulen auf die Herausforderungen des Herbstes vorzubereiten?


Dr. Frömming: Nein, es ist viel zu wenig passiert. Vergleicht man die Anstrengungen und finanziellen Mittel, die beispielsweise zur Stabilisierung der Wirtschaft und des Finanzsystems aufgewendet worden sind, wird deutlich, dass die Bedeutung der Schulen offenbar als gering eingeschätzt wird. Es fehlt ein Bewusstsein dafür, dass Schulen ebenso systemrelevant sind wie Fabriken.


5. Wie schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass es erneut zu coronabedingten Schulschließungen - regional begrenzt oder in der Fläche - kommt?


Dr. Frömming: Die Schließung von Schulen ist immer eine politische Entscheidung. Nach unserem derzeitigen Erfahrungs- und Kenntnisstand wird es auch in Zukunft lokale oder regionale Schulschließungen geben. Dies zeigen auch die jüngsten Schulschließungen in Mecklenburg-Vorpommern.

Allerdings geben neue Erkenntnisse einer Studie der Uni Leipzig Grund zur Hoffnung. Diese hat ergeben, dass Schulen keine große Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen.

Es muss alles dafür getan werden, um flächendeckende Schulschließungen zu vermeiden.


Der Link zur Sendung: swr.de

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