Ein Interview von Jan Rübel
Wie intelligente Opposition geht, hat Götz Frömming verstanden. "Man kann dem Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz nur zustimmen", sagt der Bundestagsabgeordnete mit Blick auf dessen Kritik an den jüngsten Schulbeschlüssen - "ernüchternd" und "das Chaos ist komplett" hatte der Abiturient Dario Schramm über unterschiedliche Bedingungen für die Prüfungen gewettert. Ob Schramm sich über diese Zustimmung freut, ist nicht bekannt, jedenfalls ist Frömming von der AfD. Der Fraktionssprecher für Bildung nutzt die Vorlagen, die ihm das föderale Zusammenspiel aus Bund und Ländern bereitet: "Wir hätten viel mehr tun müssen, um Präsenzunterricht an den Schulen zu ermöglichen."
Frömming, der auch Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion ist, zählt auf: In den Sommerferien sei Zeit verplempert worden, statt wichtige Antworten zu beantworten: "Wo sind die Hygienekonzepte? Ab wann teilen wir die Klassen? Was wird für den Online-Unterricht gebraucht"? Vom Fach ist er. Der 52-Jährige war Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Politik, promovierte in Germanistik, bevor er 2017 in den Bundestag wechselte. "Schulen genießen nicht mehr die erste Priorität", beklagt er. "Ein Gymnasium zum Beispiel war früher bauliches Statussymbol einer Stadt. Heute sind die Schulen gesellschaftliche Reparaturbetriebe, ohne die nötigen Mittel dafür zu haben."
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Frömming ist ein AfD-Urgestein. 2013 gehörte er zu den Mitgründern in Berlin, übernahm Leitungsfunktionen in der Partei. Vorher war er bei den Freien Wählern aktiv und nochmal vorher hatte er eher links gedacht, war Mitglied im Naturschutzbund BUND gewesen. "Ich muss zugeben, dass ich viele Jahre Anhänger der Grünen war. Die waren damals die einzigen, die Umweltschutz formulierten." Was dann geschah, beschreibt er als einen "Reifeprozess". "Einen Gesinnungswechsel würde ich es nicht nennen". Naturschutz sei ihm immer noch wichtig. Früher engagierte sich Frömming für Windkraftanlagen, heute glaubt er nicht mehr, dass damit die Energiewende geschafft werden könne und kritisiert "eine Verspargelung der Landschaft". Aber wäre es nicht ein Schritt in die richtige Richtung?
Damals, 2013, ahnte er nicht, welchen Weg die AfD nehmen würde. Mitglied blieb er dennoch. "Damals gab es bei uns kein Links-Rechts-Schema, wir waren und sind auch eine liberale Partei." Nicht wenige aus der AfD-Parteispitze würden ihm an dieser Stelle womöglich widersprechen. "Der Begriff 'rechts' ist kontaminiert und wird gleich als 'rechtsextrem" wahrgenommen", sagt Frömming. "Inzwischen will keiner mehr rechts sein." Was sagten Alexander Gauland oder Tino Chrupalla dazu? "Der Begriff greift zu kurz", begründet er. "Es ist ein Dilemma in den Bundestagsdebatten, wenn man uns die demokratische Legitimität abspricht." Im Osten, zum Beispiel, gebe es Schnittmengen mit der Linkspartei. Aus dem BUND aber, aus dem sei er schon 2012 ausgetreten.
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